Als ich anfing mit Ernsthaftigkeit zu malen, war ich 28. Diese Ernsthaftigkeit war nicht damit verbunden aus der Kunst ein Business zu machen oder mir eine Identität als Künstlerin zu erschaffen. Ich hatte einfach einen sehr starken Drang meine seelischen Prozesse zu visualisieren, egal wie.
Gezeichnet und gemalt habe ich schon immer gerne. Jedoch wurde bei meinem ersten Erlebnis mit magischen Pilzen ein vollkommen neuer Blick auf die Welt in mir geöffnet. Ich blickte nicht nur anders auf die Welt, ich hatte auch einen neuen Antrieb Kunst zu schaffen.
Es war eine innere Neuausrichtung, ja fast schon eine Art Wiedergeburt in ein Leben nach diesem Erlebnis. Erinnerungen aus der Kindheit wurden sehr lebendig und führten mich zu einer Stimme aus dem Herzen, die sagte: Es gibt die Magie in der Welt tatsächlich. Dieser Moment bleibt bis heute unvergesslich, denn ich hatte innerlich und ganz unbewusst die wahre Magie in mir fast vollkommen vergessen, bzw. als "nicht von dieser Welt" abgetan.
Ein Leben im Taumel des Wandels
Dieses Erlebnis hat meinen Willen zur kreativen Entfaltung aktiviert, mich wach gerüttelt und eine große Leidenschaft in mir entfacht für das mystische Unbekannte des Universums und menschlichen Bewusstseins. Doch mein Leben war kompliziert geworden. Ich hatte ein Kind und eine gescheiterte Ehe bereits hinter mir und war gerade dabei dieses ganze Erleben der Jahre irgendwie für mich klar zu bekommen und meinen Weg damit zu gehen.
Doch das Leben wartet nicht. Eine Krise folgte der anderen und immer wieder musste ich mir selbst die Zeit für die Leinwand hartnäckig erkämpfen. So kam es mir zumindest vor. Zwischen dem Wunsch freischaffende Künstlerin zu sein und meinem privaten Chaos, das sich über die Jahre verschlimmern sollte, driftete ich in einem ständigen Überlebensmodus durch mein Leben. Doch in all dieser Zeit habe ich das Malen Stück für Stück vertieft. Ich konnte nicht mit der Geschwindigkeit lernen und üben, die ich mir gewünscht hätte, ich habe sogar mehr als ein Mal komplett aufgegeben und bin in Depressionen versunken. Doch wundersamerweise habe ich mich immer wieder neu aufgerichtet und weiter gemalt. Und jedes Jahr machte ich in kleinen Schritten mehr.
Mein Temperament hat mir im Leben bereits viele Sackgassen beschert, jedoch auch ebenso viele Möglichkeiten und einzigartige Erlebnisse, für die ich sehr dankbar bin. So viel Schmerz und Leid ich auch erfahren habe, so viele Wunder und erhabene Momente der Schönheit habe ich erleben dürfen. Alles hat immer zwei Seiten und auch die Eigenheiten eines Menschen bilden hier keine Ausnahme. Wo Schatten ist, findet sich Licht.
Die Göttliche Muse
So viel es noch zu ergänzen gäbe, möchte ich mich in diesem Bericht kurz halten und die Aussage auf das beschränken, was mir heute und durch all die Jahre hindurch Kraft gegeben hat. Die Muse des menschlichen Geistes will zum Tanz gebeten werden um zu florieren. Die Künstlerin bedarf der Hingabe an ihre Gunst und sollte sich demütig vor ihrer Macht verbeugen. Kreativität und Virtuosität verlangen ein gewisses Maß an Mut, der die Grenzen des rationalen Denkens ein Stück weit hinter sich lässt. Das ist nicht zu unterschätzen in Bezug auf die Stabilität des Geistes. Meine Reisen in die Tiefen der menschlichen Psyche waren von maßloser göttlicher Ekstase erfüllt, ebenso wie sie stets am Rande des Wahnsinns wandelten. Wir müssen also etwas wagen um in neue Gefilde zu kommen und neue Perspektiven einzunehmen und sollten aber nicht vergessen auch mal kurz stehen zu bleiben und das Erlebte integrieren. Leichter gesagt als getan, jedoch nicht unmöglich.
Eine starke Verbündete
Ich habe für mich und mein Leben beschlossen dass ich dem Unbekannten folgen möchte. Die Schritte tun, die mich ins scheinbar Leere treten lassen, mich Fehler machen lassen, hinfallen und verlieren, wo es immer nur zu Gewinnen gibt, durch lernenden Fortschritt. Die künstlerische Muse ist mir auf diesem Weg eine starke Verbündete geworden. Niemand vermag meine Gedanken beim Malen intuitiver Linien so zu ordnen, dass ich mich danach erleichtert und belebt fühle. Meine Bilder sind visuelle Sprachrohre für die Menschen, die sich darin erkennen. Die Beziehung mit der Kunst zeigt mir auch meine Beziehung zur Welt und damit zu mir selbst.
Täglich schaut sie mir von den Zimmerwänden entgegen und erinnert mich daran mich zu kümmern, mich aufzuraffen und alles andere liegen zu lassen. Die Muse hat mich tiefe Hingabe gelehrt und führt mich immer weiter in ihre Gefilde, zeigt mir immer mehr von ihrer Welt der überfließenden Fülle und Schönheit. So vertraue ich mich ihr mehr und mehr an, gebe mich in ihre Hände und übergebe ihr die Kontrolle. Was soll ich auch sonst tun, ich kann nicht anders, ich bin ihr verfallen. Der Schönheit der Natur, ebenso wie der Faszination über die Tiefen der menschlichen Seele sehnen sich nach Ausdruck.
So stehe ich jeden Tag von Neuem vor meinen Bildern, frage die Muse um Rat und lasse mich von ihr führen. Ich bin ihr unendlich dankbar für ihre Begleitung und den Mut immer wieder von Neuem den Pinsel in die Hand zu nehmen und ins Unbekannte zu tauchen. Die Kunst hat meinem Leben Tiefe und Bedeutung geschenkt und meine Erfahrungen gebe ich an Menschen weiter, die ihre kreative Leidenschaft entfalten und ihrer Seele Ausdruck verschaffen wollen.
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